Les Nouvelles: Zwischen Eventfieber und Planungsrealität: Rückblick auf das Forum der Hauptstadtregion Schweiz zum Thema Grossveranstaltungen
Schwerpunkt: Rückblick Forum 2025
Die rund 120 Teilnehmenden aus Politik, Verwaltung, Tourismus und Wirtschaft verfolgten u.a. das Impulsreferat von Dr. Anna Mehr-Wallebohr, Dozentin an der Hochschule Luzern, die aufzeigte, dass Grossveranstaltungen eine sorgfältige Planung und ein umfassendes Risikomanagement erfordern. Sie erklärte auch, wie entscheidend klare Verantwortlichkeiten, Kommunikation und die Einbindung der lokalen Bevölkerung für den Erfolg solcher Events sind. Frédéric Favre, CEO des Vereins Olympische und Paralympische Winterspiele Schweiz 2038 und Walliser alt Staatsrat (Vorsteher des Departements für Sicherheit, Institutionen und Sport), zeigte auf, wie sich eine Region auf politischer Ebene als attraktive Gastgeberin positionieren und Grossveranstaltungen anziehen kann.
Eine gehaltvolle Podiumsdiskussion mit Tom Winter (CEO Bernexpo), Monica Rosenberg (Geschäftsführerin Solothurner Filmtage), Thierry Steiert (Stadtpräsident Freiburg), Jean Studer (Vorstandspräsident «La Chaux-de-Fonds Capitale culturelle») und Didier Défago (CEO Ski WM 2027 Crans-Montana) widmete sich der Frage, welche nachhaltigen Effekte Grossveranstaltungen auf eine Region haben und welche Rahmenbedingungen für ihren Erfolg notwendig sind.
Das Forum hat gezeigt: Grossveranstaltungen bieten der Hauptstadtregion Schweiz vielfältige Chancen – von der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts über wirtschaftliche Impulse bis hin zur Förderung von Kultur und Innovation. Die Teilnehmenden unterstrichen am Forum ihren klaren Willen, die besonderen Stärken der Hauptstadtregion zu nutzen, um ihre Sichtbarkeit zu erhöhen. Gleichzeitig wurde deutlich, dass eine erfolgreiche Umsetzung eine sorgfältige Planung, Zusammenarbeit und die Bereitschaft erfordert, Herausforderungen aktiv anzugehen.
3 Fragen an Djibril Vuille, Gewinner Preis für Zweisprachigkeit 2025
An ihrem 13. Forum in Naters (VS) hat die Hauptstadtregion Schweiz (HRS) die dritte Ausgabe ihres Förderpreises für aufstrebende Kulturschaffende verliehen. Sie ehrt und unterstützt den Berner Filmregisseur Djibril Vuille für sein geplantes Spielfilmdebüt «Schoggi» mit 15'000 Franken. Das Projekt greift aus Sicht der Jury wichtige zeitgenössische Themen auf und zeigt gelebte Mehrsprachigkeit.
Wie beschreiben Sie Ihr Projekt einer Person, die es noch nicht kennt?
(Djibril Vuille) Auf der ersten Seite vom Drehbuch steht die Widmung: Für jedi und jede vo öich Weirdos da usse, wo immerno z’Gfüeu hett, dass Schoggi ir Schwiz wachst <3
Genau für diese Menschen mache ich diesen Film.
Wo steht Ihr Projekt aktuell?
Nach dem Dreh des Testfilms letzten Herbst, sind wir aktuell am Ende der Finanzierungsphase für die Drehbuchentwicklung des Langspielfilms angelangt. Nun bin ich in mehreren Etappen die Dialoge, Szenen, Figuren und Plots am Ausarbeiten. Parallel dazu kümmere ich mich um die historische Recherche, die mit dem Thema Schoggi und koloniale Amnesie mitschwingt. Somit hoffe ich bis im nächsten Jahr die finale Drehbuchfassung fertigzustellen. Danach geht es an die Herstellungsförderung. Und falls dies klappt, ein Jahr später an den Dreh des Filmes
Was bedeutet es Ihnen persönlich, den Preis für Zweisprachigkeit der Hauptstadtregion Schweiz zu gewinnen?
Es bedeutet mir sehr viel. Ich bin hier aufgewachsen und auch wenn ich viel auf der Welt herumgereist bin, komme ich immer wieder hier her zurück. Aktuell arbeite und lebe ich in Bern und begegne tagtäglich unterschiedlichen Menschen aus verschiedenen Umfeldern. Manche sind schwarz, manche sind weiss. Manche sind arm, manche sind reich. Manche sehen anders aus. Alle sind anders. Auch wenn ich selber grosse Mühe habe, mich zwischen diesen unterschiedlichen Umfeldern zurechtzufinden, ist das doch auch einfach die Realität. Zudem bewundere ich die Hauptstadtregion sehr für den Mut diese vielfältig gelebte Realität anzuerkennen und auszuzeichnen. Tausend Dank <3
Inspiration aus der HRS: Gemeinsam die Agrar- und Lebensmittelbranche stärken - mit dem Cluster Food & Nutrition
Zu einer vom Cluster Food & Nutrition und Star’Terre mit der Unterstützung der Hauptstadtregion Schweiz organisierten Veranstaltung zum Thema der gemeinsamen Nutzung von Infrastrukturen und Dienstleistungen fanden mehr als vierzig Akteurinnen und Akteure der Agrar- und Lebensmittelbranche bei Biofruits in Vétrotz (VS) zusammen.
Nach einer gemeinsamen Einführung, in der die Aktivitäten des Clusters und von Star’Terre vorgestellt wurden, ergriff auch Biofruits das Wort, bevor die Teilnehmenden deren Produktionsstätte besuchen durften. Im Anschluss an die Besichtigung fand eine Podiumsdiskussion mit Opaline, Biofruits und der Familie Rouvinez statt. Ihre Erfahrungsberichte veranschaulichten die vielfältigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit in der Lebensmittelbranche: gemeinsame Nutzung von Infrastruktur, Personal und Logistikdienstleistungen oder auch die gemeinsame Vermarktung.
Der Tag hat einige wichtige Erkenntnisse hervorgebracht: Die Bündelung von Ressourcen bietet echte Chancen für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation, basiert jedoch in erster Linie auf Vertrauen, Transparenz und Kommunikation zwischen den Partnern. Die Diskussionen haben auch gezeigt, wie wichtig es ist, Kooperationen schriftlich zu formalisieren
Diese im Wallis organisierte Veranstaltung ist Teil der Bemühungen des Clusters Food & Nutrition, sein Netzwerk über den Kanton Freiburg hinaus zu erweitern und Unternehmen und Akteure zu treffen, die die gleichen Werte in Bezug auf Nachhaltigkeit und Innovation teilen. Diese Öffnung trägt zur interregionalen Ausstrahlung des Clusters bei und stärkt seine Rolle als Kooperationsplattform im Dienste der gesamten Schweizer Agrar- und Lebensmittelbranche.
Der Nachmittag endete mit der Vorstellung der neuen Cluster-Mitglieder und einem geselligen Apéro.
Die nächste Veranstaltung des Clusters wird mit Unterstützung der Hauptstadtregion Schweiz am 4. Dezember in Neuenburg durchgeführt. Im Rahmen des Treffens rund um Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft werden Unterstützungsangebote, inspirierende Beispiele und aktuelle Projekte vorgestellt.
Politik: Bericht Weidmann, Entlastungspaket 2027 und Frühfranzösisch
Bericht Weidmann
Die Umsetzung des Angebotskonzepts 2035 der Bahn führt gemäss Prognosen des Bundes zu Mehrkosten in Höhe von rund 14 Milliarden Franken. Am 24. November 2024 hat die Stimmbevölkerung zudem den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen abgelehnt. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen hat das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Prof. Dr. Ulrich Weidmann, Professor für Verkehrssysteme am Institut für Verkehrsplanung und Transportsysteme sowie Vizepräsident der ETH Zürich, beauftragt, unter Einbezug der direkt betroffenen Akteure die geplanten Ausbauprojekte aller Verkehrsträger zu überprüfen und für den Zeitraum von 2025 bis 2045 zu priorisieren. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 8. Oktober 2025 das Gutachten der ETH Zürich zur Kenntnis genommen. Er wird auf der Basis des Gutachtens den nächsten STEP-Ausbauschritt für Bahn und Strasse sowie das Programm Agglomerationsverkehr festlegen und damit entscheiden, welche Infrastrukturprojekte in den kommenden 20 Jahren bis im Jahr 2045 prioritär zu verwirklichen sind. Im 73-seitigen Gutachten der ETH Zürich werden rund 500 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 112.7 Mia. CHF in sechs Prioritätsstufen aufgeführt. Das UVEK wird im Januar 2026 die aus seiner Sicht prioritären Projekte präsentieren, im Juni 2026 folgt die Vernehmlassung.
Auch zahlreiche Projekte innerhalb der Hauptstadtregion Schweiz sind Gegenstand des Berichts. Aktuell analysieren die Geschäftsstelle und die Mitglieder den Bericht Weidmann im Hinblick auf eine gemeinsame Positionierung. Klar ist bereits, dass sich die Hauptstadtregion Schweiz auch weiterhin für eine starke Einbindung in nationale und internationale Verkehrsnetze sowie eine gute Erschliessung innerhalb der Region einsetzten wird.
Entlastungspaket 2027
Mit dem sog. «Entlastungspaket 2027» will der Bundesrat das Ausgabenwachstum verringern und 2,4 Milliarden im Jahr 2027 sowie rund 3 Milliarden in den Jahren 2028 und 2029 einsparen. Die HRS hat sich in der entsprechenden Vernehmlassung eingebracht und insbesondere die folgenden Massnahmen kritisiert: Bahninfrastrukturfonds (BIF)/ Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF): Kürzung der Einlagen / Erhöhung des Kostendeckungsgrads im regionalen Personenverkehr / Verzicht auf die Unterstützung der kantonalen französischsprachigen Schule in Bern / Regionalpolitik: Verzicht auf weitere Fondseinlagen.
Der Bundesrat hat die Botschaft zum Entlastungspaket 2027 am 19. September 2025 eingereicht. Darin sind die fünf Massnahmen weiterhin vorgesehen. Die Botschaft war im Herbst in verschiedenen Kommissionen traktandiert und kommt in der laufenden Wintersession in den Ständerat. Die Hauptstadtregion Schweiz und ihre Mitglieder verfolgen die parlamentarischen Beratungen eng.
Frühfranzösisch
In mehreren Deutschschweizer Kantonen stellen politische Vorstösse die Sinnhaftigkeit des Frühfranzösisch infrage. Sie argumentieren, dass eine zu frühe Einführung von Fremdsprachen das Erlernen der lokalen Erstsprache beeinträchtigen könne und schlagen stattdessen einen späteren Beginn vor. Als Reaktion hat der Bundesrat am 19. September 2025 beim EDI eine Vernehmlassungsvorlage in Auftrag gegeben mit dem Ziel «die Bedeutung der Landessprachen und den Austausch zwischen den Sprachgemeinschaften zu sichern.»
Die Zweisprachigkeit ist Alleinstellungsmerkmal und eines der sieben Schlüsselthemen der Hauptstadtregion Schweiz. Der Vorstand hat am 12. September 2025 deshalb entschieden, dass sich der Verein als Befürworter der Beibehaltung des Frühfranzösisch und der Stärkung der Sprachaustausche (z.B. auf Primarschulstufe) sowie auch weiterhin als Vorbild in Sachen Zweisprachigkeit positioniert. Die HRS will zur Debatte in diesen zentralen Themen beitragen und weitere konkrete Massnahmen umsetzen,
Einen wichtigen Beitrag kann und muss die Politik auf eidgenössischer Ebene leisten. So wurden im Parlament verschiedene Vorstösse eingereicht: z.B. die parlamentarische Initiative Cottier «Verständigung zwischen den Sprachgemeinschaften und Unterricht der Landessprachen» (25.466), die Motion Hurni «Unterricht der Landessprachen für den Zusammenhalt unseres Landes» (25.4017) und das Postulat Christ «Auslegeordnung zum frühen Fremdsprachenlernen und zu den Modellen des Fremdsprachenunterrichts in der Volksschule» (25.4009). Die Motion Hurni kommt am 8. Dezember in den Ständerat.