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Cluster Food & Nutrition – Interview mit Bernard L. Roy

Bernard L. Roy, Chief Scientific Officer Cremo SA, Freiburg

Welches sind die aktuellen Herausforderungen von Cremo?
Der europa- und weltweite Milchmarkt ist aufgrund verschiedener Faktoren einem grossen Wandel unterworfen: namentlich sind dies die asiatischen Bedürfnisse, die Überproduktion und Preisschwankungen. Heute ist es ein Muss, sich abzuheben und innovative Produkte anzubieten. Die Verarbeitung der Milch und ihrer Komponenten macht es möglich, qualitativ hochstehende Produkte mit einem Mehrwert herzustellen. Ständige finanzielle und personelle Investitionen sind notwendig, um in technischer und wissenschaftlicher Hinsicht an der Spitze zu bleiben.

Was war für Sie das spannendste Projekt der letzten Jahre?
Bei der Cremo findet die wissenschaftliche Forschung vorwiegend im Gesundheitsbereich statt. Es ist schwierig, nur ein Projekt zu nennen, denn die Valorisierung der Milchbestandteile ist komplex, aber befriedigend. Wir verfolgen ein Projekt zum Thema Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten. Wir untersuchen die Synergiewirkungen von Milchbestandteilen auf das Mikrobiom. Die bisherigen Ergebnisse lassen erahnen, dass es möglich sein wird, die Lebensbedingungen von Personen, die mit diesen Problemen zu kämpfen haben, zu verbessern. Die gewünschte Verbesserung dieser Zusammensetzungen wird schrittweise erfolgen, um den natürlichen Prozess des Körpers, sein Gleichgewicht wieder herzustellen, nicht zu beeinträchtigen.

Was hat der Cluster für einen Mehrwert für Sie?
Dank des Clusters kann ein Kompetenznetz mit der Ernährung als gemeinsames Ziel geschaffen werden. Die Weitläufigkeit des Bereichs verunmöglicht es, dass man alle Akteure selber kennen kann. Kein Unternehmen verfügt über alle technischen, wissenschaftlichen oder finanziellen Möglichkeiten, um jedes Projekt zum Erfolg zu führen. Ausserdem wurden Kompetenzgruppen eingesetzt, um potenzielle Projekte zu eruieren, die verschiedene Beteiligte umfassen. Die Ressourcen, die durch den Cluster anfallen, erlauben es auch, das Unternehmen zu entlasten, indem Aufgaben an kompetente und erfolgsorientierte Personen übertragen werden. Der Cluster kann mit einem Symphonieorchester verglichen werden. Einige Instrumente können zwar vieles. Aber am schönsten ist es, wenn das Orchester komplett ist und gut dirigiert wird.

Welches Potenzial besteht in unserer Region?
Unsere Region hat ein enormes Potenzial und es gibt eine beeindruckende Vielfalt von Talenten auf relativ kleinem Raum. Der Stolz im Zusammenhang mit der Qualität unserer heimischen Produkte sowie das gewerbliche und technische Können lassen uns vertrauensvoll nach vorne blicken. Der Cluster ist eine Plattform, die es erlaubt, das ganze Potenzial unserer Region zu sehen, und zu erkennen, wo unsere Schwächen als Unternehmen sind, um diese zu beheben. Die Ressourcenoptimierung gehört zu den Instrumenten des Managers – und das ist hier zu tieferen Kosten machbar.

Was müssen wir als Hauptstadtregion besser machen?
Verbesserungspotenzial gibt es bei der Kommunikation und beim gegenseitigen Vertrauen zwischen den Regionen. Es gibt keine eigentliche Position zur Öffnung, die einem weiterbringen würde. Die Hauptstadtregion Schweiz hat den grossen Vorteil, dass sie zweisprachig ist. Sie bildet so eine Brücke für den Austausch zwischen unseren Sprach- und Kulturgemeinschaften. Man darf auf keinen Fall in den «Kantönligeist» verfallen, denn unsere Institutionen und unsere Unternehmen verfolgen dasselbe Ziel: die Weiterentwicklung unserer Region. Ein gutes Produkt ist ein Garant für Wertschätzung und eine Chance für die Förderung der Wirtschaft in der ganzen Region.