Les Nouvelles: Digitale Transformation im Zentrum der Aufmerksamkeit
SCHWERPUNKT
Mitgliederversammlung
An der Mitgliederversammlung der HRS vom 21. Mai nahmen rund 30 Personen virtuell teil. Das Treffen nahmen die Co-Präsidenten zum Anlass, nebst dem Jahresrückblick (Jahresbericht 2020) auch die Überlegungen zur künftigen Positionierung des Vereins zu präsentieren. Die Statuten wurden gemäss diesen Überlegungen leicht angepasst, so wurde die Amtsdauer des Co—Präsidiums von zwei auf maximal vier Jahre verlängert. Das heisst konkret, dass uns die aktuellen Co-Präsidenten, Laurent Favre und Alec von Graffenried, noch bis 2022 erhalten bleiben. «Ich freue mich sehr, mein Engagement im Verein HRS weiterzuführen und damit eine stärkere Kontinuität zu schaffen», erklärt Alec von Graffenried, Stadtpräsident Bern. Laurent Favre, Regierungsrat Kanton Neuenburg, bestätigt: «Diese Verlängerung der Amtszeit ist Teil der weitergehenden Überlegung rund um die Positionierung und die strategische Ausrichtung der HRS.» Weiter freut es Favre besonders, die Durchführung des abgesagten Forums in Neuenburg im laufenden Jahr nachholen zu können: «Das Forum 2021 ist eine Gelegenheit, das 10-jährige Bestehen des Vereins zu feiern und die Perspektiven aufzuzeigen. Ich freue mich, Sie alle am 26. November in Neuenburg zu empfangen.»
Human-IST
Die Hauptstadtregion Schweiz setzt sich für eine intelligente Verknüpfung der Infrastrukturen in den Bereichen Transport, Energie und Kommunikation ein. Projekte wie die Mobilitätshubs, die Plusenergie-Quartiere oder die Weiterentwicklung des «Human-IST»-Institutes gehören zum Schlüsselthema Smart Capital Region und stehen auch künftig im Fokus der Hauptstadtregion Schweiz. So wird zum Beispiel das Wohngebiet «Aarerain» in Ittigen-Worblaufen eines der ersten Plusenergie-Quartiere der Schweiz sein. Der Bau soll 2024 abgeschlossen sein und das Quartier wird 189 Wohnungen umfassen.
Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist das Human-IST. Die Grundidee von «Human-IST» ist es, in der Hauptstadtregion Schweiz ein Kompetenzzentrum zum Thema erweiterte Intelligenz (augmented Intelligence) zu entwickeln. Human-IST will mit einem interdisziplinären Blickwinkel die menschliche und die künstliche Intelligenz verbinden. Dabei wird in der digitalen Transformation ein humanistischer Ansatz verfolgt.
Smart Capital Region: Mehr Informationen
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3 FRAGEN AN
... Denis Lalanne, Leiter des Kompetenzzentrums «Human-IST».
Denis Lalanne, warum ist es wichtig und innovativ, ethische, psychosoziologische und rechtliche Begriffe in den Bereich der künstlichen Intelligenz zu integrieren und sie zu einer erweiterten Intelligenz zu machen?
Oftmals konzentrieren sich Forschung und wissenschaftliche Überlegungen ausschliesslich auf die (computer-)technischen Aspekte von künstlicher Intelligenz (KI) und Digitalisierung. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass sich die gesamte Gesellschaft mit diesem Thema auseinandersetzen sollen. Sämtliche Kompetenzen werden benötigt, um die Herausforderungen der KI-Entwicklung gesamtheitlich zu verstehen.
Betrachtet man beispielsweise die rasante Entwicklung von autonomen Fahrzeugen, so stellt man fest, dass sich viele Fragen in Bezug auf die Mensch-Maschine-Interaktion stellen. Ein Beispiel: Befindet sich ein Hund auf der Strasse und ein Auto kann nicht mehr rechtzeitig bremsen, soll das Auto auf das Trottoir ausweichen, obschon rechnerische eine kleine Möglichkeit besteht, dass so ein Mensch verletzt wird oder soll der Hund überfahren werden? Dies ist das berühmte Trolley-Dilemma, das in der Philosophie sehr bekannt ist und je nach kulturellen Unterschieden anders betrachtet wird, wie eine kürzlich durchgeführte MIT-Studie zeigte. Ebenfalls aus rechtlicher Sicht stellen sich einige Fragen: Wer entscheidet, wer im Falle eines Unfalls verantwortlich ist?
Indem wir Informatikerinnen, Juristen, Ethiker, Soziologen und Psychologinnen zusammen an gemeinsamen gesellschaftlichen Problemen arbeiten lassen, werden wir in der Lage sein, die Grenzen und Auswirkungen von KI auf Mensch und Gesellschaft besser zu antizipieren. So kann eine nützliche und "wohlwollende" KI entworfen werden. Ohne diesen ganzheitlichen Ansatz überlassen wir die KI-Entwicklungen – welche unser Leben und unseren Organisationen stark beeinflussen – den KI-Technikern und -Anbietern. Das Projekt Human-IST ist daher essenziell, um die Herausforderungen von KI zu verstehen, sie zu regulieren und neue KI zu entwickeln, welche für ihre Anwender verständlich ist und gleichzeitig versucht, die Menschheit zu verbessern, anstatt sie zu imitieren.
Die Hochschulen, die Universitäten und das Forschungszentrum der Hauptstadtregion Schweiz stehen vereint hinter diesem Projekt. Inwiefern ist dieses Engagement ein Schlüssel für den zukünftigen Erfolg des Zentrums?
Die akademischen Einrichtungen der Region verfügen über einen grossen Pool an Wissen und Expertise in der Grundlagen- und in der angewandten Forschung, die sich optimal ergänzen. Mit dem Fokus auf diese Komplementaritäten können wir uns zum Thema Digitalisierung mit einem interdisziplinären Blickwinkel national optimal positionieren und dabei stets den Menschen und die Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen.
Neben den exzellenten technischen Kompetenzen in der Informatik, z.B. in Bereich Big Data, Kryptologie, maschinellem Lernen, intelligenten Sensoren und komplexen Systemen, verfügen wir in der Region auch über interdisziplinäre Kompetenzen, beispielsweise in Zusammenhang mit der Wahrnehmungsforschung, sozialen Praktiken, Recht, Bildung, Gesundheit und Arbeit. Darüber hinaus arbeiten mehrere Forschungsgruppen in der Region an Anwendungen der Digitalisierung im Zusammenhang mit dem menschlichen Wohlbefinden, Gesundheit, Sport, Mobilität, Alter, Governance oder der Digitalisierung von Organisationen.
Mit all diesen Kompetenzen hat die Hauptstadtregion Schweiz alle Voraussetzungen, um sich auf nationaler und internationaler Ebene zu positionieren.
Welchen Mehrwert wird die erweiterte Intelligenz für die Gesellschaft bringen?
Während künstliche Intelligenz meist versucht, von Menschen ausgeführte Aufgaben zu ersetzen, versucht die erweiterte Intelligenz, Menschen nicht nur zu unterstützen, ihre Aufgaben effizienter zu erledigen, sondern gleichzeitig ihr Wohlbefinden, ihre Privatsphäre, ihre ethischen Werte und ihren freien Willen zu respektieren. Dazu möchte ich gerne ein Beispiel anführen, welches zeigt wie Daten zur Weiterentwicklung von KI verwendet werden: In den USA wurde eine Software eingeführt, um zukünftige Verbrechen vorauszusagen. Das Hauptproblem ist, dass die auf der Vergangenheit basierenden Daten, fehlerhaft und voreingenommen sein können, was zu unfairen oder unethischen Entscheidungen führt. Beim Vorhersagen von Straftaten durch die Software wurden bestimmte Bevölkerungsgruppen diskriminiert. Die gleiche Entwicklung wird bei der Berufung einer Professur in eine Kommission beobachtet, mit dem Resultat, dass dort dann ein bestimmtes Geschlecht bevorzugt wird.
Leider sind im Zeitalter von Deep Learning die Erklärungen für die Entscheidungen der Maschinen praktisch nicht vorhanden bzw. nicht zugängig. Der Mensch muss entweder der Maschine fast blind vertrauen oder es werden Algorithmen entwickelt, die vielleicht weniger effizient sind, aber in der Lage sind, sich selbst zu erklären, und so die Selbstbestimmung des Nutzers zu sichern. Diese Fragen müssen untersucht und antizipiert werden, um eine bessere Mensch-Maschine-Kooperation zu entwickeln.
Das Paradigma der erweiterten Intelligenz zu unterstützen bedeutet, sich nicht nur auf die Optimierung der Leistung zu konzentrieren, sondern auch den Menschen zu berücksichtigen, der sie einsetzt. Dies ist exemplarisch bei Ärzten, die KI zur Erkennung von Krebs einsetzen, oder bei der Fliessbandarbeit, die kollaborative Roboter nutzt, der Fall.
POLITIK
Totalrevision des Bundesgesetzes über Beiträge für die kantonale französischsprachige Schule in Bern
Die Förderung der Zweisprachigkeit ist ein zentrales Anliegen der Hauptstadtregion Schweiz. Die Landessprachen sind ein wichtiges Element der schweizerischen Identität und die zweisprachige Hauptstadtregion engagiert sich dabei als Brückenregion zwischen den Sprachkulturen und fördert den Austausch über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg. Ein Rückzug des Bundes bei der Verantwortung und der Finanzierung der kantonalen französischsprachigen Schule in Bern (ECLF) sendet aus unserer Sicht für die gelebte Zweisprachigkeit in der Bundeshauptstadt und in der ganzen Schweiz ein falsches Signal aus. Deshalb lehnt die Hauptstadtregion Schweiz die Totalrevision in ihrer Gesamtheit ab und hat sich in der Vernehmlassung entsprechend eingebracht.
INSPIRATION
Bold Ideas 2021
Die Open Innovation Challenge BOLD Ideas fand dieses Jahr als virtuelle Veranstaltung statt (19. bis 21. Mai). Die Smart City Thun figurierte als Gastgeberin. Ziel war es, Lösungen und Prototypen für komplexe Probleme zu entwickeln.
Mit der offenen Innovationsplattform BOLD Ideas will die Hauptstadtregion Schweiz Herausforderungen aufgreifen, welche die Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Forschung nur gemeinsam angehen und lösen können.
Die fünf konkreten Projekte und weitere Informationen finden Sie unter boldideas.ch
AGENDA
Alle geplanten Veranstaltungen und Veranstaltungstipps finden Sie hier.