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Cluster Food & Nutrition – Interview mit Helena Jenzer

Prof. Dr. Helena Jenzer, Leiterin F&E Ernährung und Diätetik, Berner Fachhochschule BFH, Fachbereich Gesundheit

Frau Jenzer, wie muss man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Ich habe seit Dezember zwei Jobs, einen als Spitalapothekerin (50%) und einen als Forschungsleiterin (50%). Relevant für den Cluster Food & Nutrition ist die Forschungsleitung. Wichtig für mich ist die Verflechtung der Wissenschaften. Denn es gibt nur eine Natur, nur eine Biochemie. Ob Medikament, Food for Special Medical Purposes oder Standardernährung, alles durchläuft ein und denselben Stoffwechsel. Diesem Umstand trägt die Trennung zwischen Lebensmittel- und Heilmittelgesetzgebung nicht Rechnung.

Was war für Sie das spannendste Projekt der letzten Jahre?
Meinen Vorzug haben im Moment die zwei Projekte: die Versorgungsengpässe und die Food-Drug-Interaktionen. Letzteres liegt in einem Datenbankentwurf vor. Gelingt die Finanzierung, können Daten gesammelt und ein Clinical Decision Support System für solche Interaktionen geschaffen werden. Das entspricht einem klinischen Bedürfnis. Jedoch interessieren sich Pharmafirmen wenig für Lebensmittel, deshalb decken bestehende Decision Support Systeme nur Medikamenten-Interaktionen ab.

Welchen Mehrwert hat der Cluster?
Der Cluster Food & Nutrition kann und soll Mehrwerte und Synergien schaffen. Diesbezüglich existiert im Cluster ein guter Grade- und Skill-Mix. Vor allem muss es gelingen, eine Akademie-Praxis-Partnerschaft zu bilden, was einen wichtigen Mehrwert für die Konsumenten und Patienten bringen würde.

Ich möchte im Cluster vor allem mein Wissen für Food for Special Medical Purposes zur Verfügung stellen. Nun stellt sich die Frage, welche industriellen Partner solche speziellen Konsumenten- und Patientenzielgruppen versorgen. Diese an einen Tisch zu bringen, muss die Hauptaufgabe des Clusters sein.

Welches Potential besteht in unserer Region?
Die Hauptstadtregion ist ein überschaubarer Raum mit einem bestehenden Netzwerk von Partnerschaften. Ich glaube an die Multiplikation von Investitionen in der Region. Während ein Grossteil des Business in die Ballungszentren abwandert, mit allen Nachteilen für die Volksgesundheit und die Transportsysteme, halten regionale Investitionen die Einheimischen in den Regionen. Das ergibt Existenzmöglichkeiten für Familien und KMUs und bietet regionale Identifikation und sicher die Bereitstellung von Gütern, welche bei internationalen Konzernen heute leider oft von  untergeordneter Bedeutung sind.

Was müssen wir als Hauptstadtregion besser machen?
Die Aufbauphase muss baldmöglichst durch eine produktive Phase abgelöst werden. Ich denke an eine Projektbörse, die durch den Cluster betrieben wird und alle regional verankerten Projektideen aufzeigen soll, welche die öffentliche Hand, der Nationalfonds oder die Bundesämter nicht mittragen, da sie in den Bereich der privaten Investitionen gehören. Sowohl Akademie als auch Praxis sollen diese Plattform alimentieren.